Ein Kunstbuch für Blinde und Sehende
Das Buch Cercando la luce des Künstlers Roberto de Luca hinterfragt die Hierarchisierung der Sinne. Wir sind an die Dominanz des Sehsinns gewöhnt, das Auge ist das Fenster zum Licht der Welt. In der Kulturgeschichte ist Licht eine bedeutende Metapher für Erkenntnis und Klarheit des Verstandes: Uns geht ein Licht auf, wir beleuchten die Dinge. Das Dunkle hingegen ist mit dem Unheimlichen, dem Unberechenbaren und Unbekannten verknüpft. Etwas liegt im Dunkeln, wenn wir es nicht verstehen.
Das Buch thematisiert Irritationen, die entstehen, wenn einem der gewohnte sinnliche Zugang verweigert wird.
Fotografien von Blinden für Sehende
Roberto de Luca rüstete blinde Menschen mit einem Fotoapparat aus und beauftragte sie, Lichtphänomene in ihrer alltäglichen Umgebung aufzunehmen. Die Fotos reproduzieren ein Bild, das von den Fotografen selbst nicht in erster Linie als ein gesehenes inszeniert wurde. Neben dem, was sie zeigen, stehen die Bilder auch für etwas Abwesendes. Die visuelle Spur bleibt sozusagen blind.
Die Fotografen
Thuro Bachmann, Simone Beschthdd, Therese Bütikofer, Agin Eriri, Silvia Föhn, Edith Hansber, Bruno Heimberg, Heidi Imfeld, Peter Kuhn, Anita E. Müll, Erwin Niederberger, Irina Radosarvieri, Martin Ruf, Madlen Ruttinen, Fredy Ryser, Walter Schmutz, Vreni Zahnd.
Texte von Sehenden für Blinde
Diese speziellen Bilddokumente werden mit Texten in Braille-Schrift konfrontiert, die sich mit dem Thema Licht auseinandersetzen. Die Essays, Fragmente und Aphorismen eines interdisziplinären Autorenteams versuchen gerade das aufzuspüren, was das Licht jenseits seiner Sichtbarkeit ausmacht. Die Koordination des Textteils und den einleitenden Essay in das Projekt übernahm die Philosophin und Literaturwissenschaftlerin Sarah Schmidt.
Herausgeber
Roberto de Luca, Massimo Madonna, Sarah Schmidt
Texte von
Thomas Basgier (Kunstwissenschaftler und Autor, Basel), Marie Caffari (Literaturwissenschaftlerin und Autorin, Bern), Danièle Cohn (Philosophin, Paris), Hann-Jörg Eckert (Physiker, Berlin), Judith Kasper (Literaturwissenschaftlerin und Philosophin Venedig), Julia Pirro (Musikwissenschaftlerin, Savannah), Kendra Walsh (Tänzerin, Basel).
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